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28
September
EIN TRAUERSPIEL IN EINEM AUFZUG: DAS HARTGEKOCHTE EI
So lag es vor mir. Samten braun und hart gekocht. Noch handwarm, von dem frischen Wasser, gespeist aus Brunnens tiefer Quell. Es lächelte mich an und bat, ich soll es verspeisen. Nicht größer wär´ sein Wunsch, ein Naturell.
Ich nahm den Löffel, fest aus Eisen und schlug damit die Schal` entzwei. Es brach sogleich der kalk´ne Mantel, sonst so schützend, jetzt zu Brei. Entblößt lag nun sein Innerstes. Den Löffel in der Hand gepackt, drückte ich hinein ins weiße Fleisch. Benetzte zart die abgetrennte Kuppe, mit feinstem Salz vom Meer. Doch als ich schob das kleine Weiße in meinen Mund hinein, bemerkte ich sofort “wie fest”. Die Zähn`, die ein Stück abtrennten, es packte mich der Schock so gleich. Und in meinem sonst so feinen Zügen, zog sich die Grimasse hart. Das Ei ward viel zu lang im heißen Sud. Zu Schanden, Schanden, Schanden. Ein Schrei entfuhr aus meiner Kehle: “Mein armes Ding, was tat man dir.” Man hat aus einer Frucht des Lebens, das grauenvollste Ding gekocht. Zerstört, verstümmelt, die Seel´ gebrochen. Es war die vollendst´ Traurigkeit. Ich bracht es nicht hinab. Wie gern´ hätt´ ich dich heut verspeist, zu deinem Wohle, ich bin getreu. Bleibst nun liegen auf meinem Tisch, nebst alter Wurscht und schimmlig Käs´. Wie tut es mir nun leid.
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