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02
November
KANN AFGHANISTAN DEMOKRATISIERT WERDEN?
Hamid Karzai ist glücklicher Wahlsieger. Wurde aber in diesem Land nach demokratischen Grundregeln gewählt? Nach dem zweifelhaften 1. Wahlgang, bei dem mehr Wahlstimmen aufgetaucht sind, als Stimmen abgegeben wurden und nachweislich an über 200 Wahlurnen betrogen wurde, kann Karzai von Glück sprechen, dass Abdullah seine Kandidatur zurückgezogen hat.
Hier wurde eine Blamage für die junge Demokratie Afghanistan vermieden, soweit man von Demokratie reden kann, in einem Land, dass von Taliban systematisch unterwandert wird.
18
Oktober
UMWELT: WIRD JEMAND VON UNSEREN UNTATEN ZEUGEN
Als die Dinosauerer groß und die Insekten noch zahlreicher waren, gab es tapfere Vormenschen, die sich mit Keulen ihren Weg durch den Dschungel bahnten, wild wucherndes Urgebüsch beiseite schlugen und sich freuten, wenn sie nach einem entbehrungsreichen Tag in ihre Höhe zurück kehrten und Fleisch oder Beeren mitbrachten. Sie hatten keine Vorstellung von dem, was Jahrhunderte zuvor geschehen war. Sie lebten unbesonnen in ihrem jetzt. Sie lebten nicht nur in der Natur, sondern auch mit ihr. Zerstörten sie nicht. Ihre einzige Sorge galt dem täglichen Überleben.
Was die Urmenschen, vom heutigen Homo Sapiens unterscheidet, sind die Ausmaße ihres Handelns. Während in damaligen Zeiten mal ein Bär durch einen gezielten Speerwurf erlegt wurde und das bedauernswerte Subjekt sich auf ein Tier begrenzte, rottet der Homo Oeconomicus ganze Tierarten aus. Während die Vormenschen noch einen konkreten Bezug zum Bären hatten und schon die Keule in die Hand nehmen mussten, setzen die heutigen Menschen auf ganz subtilere Mittel, die nicht mehr betroffen machen. Der Mensch nimmt am Sterbeprozess nur noch mittelbar teil. Die notwendige Empathie, um Mitgefühl zu wecken wir umgangen. Autoabgase, Industrieabfälle, Ressourcenverschwendung. Wir vergiften unsere Umwelt. Aber der Anreiz unsere Umwelt bewusst zu schonen, kommt nur sehr langsam. Obwohl die ersten Mahner bereits vor zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren ein großes Publikum fanden, setzt erst heute ein Umdenken ein. Ob es zu spät ist? Niemand kann diese Frage sicher beantworten. Bis das Ausmaß fest steht, werden noch etliche Jahre vergehen. Luftverschmutzung, Artensterben, Bodenerossion. Hoffentlich werden Menschen davon Zeugen können, wenn sie wieder mit Keulen und Speeren auf die Jagd gehen.
07
Oktober
GESELLSCHAFT: ÜBER DIE FOLGEN DER MASSLOSIGKEIT AUF UNSER WIRTSCHAFTSSYSTEM
Ohne Maßhalten funktioniert der Kapitalismus nicht.
Betrachtet man den Kapitalismus als ein Individuum, dem innerhalb einer absolut freien Marktwirtschaft alle Möglichkeiten zur Entfaltung gelassen wird, gerät über einen Gewissen Zeitraum das ganze Gesellschaftssystem ins Wanken. Reiche vermehren ihren Wohlstand auf dem Rücken vieler und wie sie ihr Geld vermehren, vermehrt sich die Anzahl der Armen. Der Kapitalismus ohne soziale Verantwortung oder ein moralisch-ethisches Pflichtgefühl von Unternehmern und insbesondere Managern, die nicht mit Ihrer Firma fest verwurzelt sind, ist der Motor für eine Zweiklassengesellschaft, mit einer schwindenden Mittelschicht. Erst eine ausreichend große Mittelschicht, die in Wohlstand ihr Leben gestaltet, trägt einen funktionierenden Staat. Sie zahlt Beiträge und Steuern, entrichtet Abgaben und sorgt damit für funktionierende Sozialsysteme, Möglichkeiten von staatlichen Investitionen zur Steuerung von wirtschaftlichem Wachstum und zur Subvention von Industriezweigen, die ohne das Kapital nicht entstehen könnten. Das Geld muss in allen Schichten gerecht nach Leistung und Kapitaleinsatz verteilt sein. Es wird immer Arme und Reiche geben. Aber nur durch die Ansammlung von Vermögen ist es möglich, auch spekulative Investitionen zu tätigen, um mit diesem Geld, sowie unternehmerischen Geschick, Wachstum zu erzeugen. Denn Wachstum ist ein Teil des Wohlstandes, der für viele zugänglich sein muss.
02
Oktober
NACH DER WAHL: DIE KRAFTWERKSBETREIBER JODELN ZUM ANGRIFF
Wie aus einem Munde klang es weit über das Tal, als EON, RWE und Co. sich trafen und proklamierten. Es war, als wären sie zur Verkündigung auf den höchsten Berg gestiegen und hätten von ganz oben ihr Mantra ins Land posaunt, auf dass es auch ein jeder vernehme: DIE LAUFZEITEN DER KERNKRAFTWERKE MÜSSEN VERLÄNGERT WERDEN.
Die Angela und der Guido müssen sich zu diesem Zeitpunkt gerade den Schlaf aus den Augen gewischt haben. Nicht einmal 24 Stunden ließen die Vorsitzenden der großen deutschen Energieversorger verstreichen, um vor die Mikrophone zu treten und den Wahlsieg von schwarz-gelb auf ihre Weise zu feiern. Sie hatten die Gunst der Stunde genutzt. Zwei Parteien, die den zuvor unter schwarz-rot ausgehandelten Energiekonsens kippen könnten. Schließlich plädierte die CDU, genauso wie die FDP, die Laufzeiten anzupassen, zugunsten der Umwelt. Man könnte das Vorgehen der Großkonzerne einfach auch als frech bezeichnen. CDU/CSU und FDP werden sich schon einigen, irgendwie, schließlich gibt es genügend Übereinstimmungen. Hätte man nicht wenigstens warten können, bis der Koalitionsvertrag unterzeichnet ist und dann ein leiseres Lied angestimmt? Aber das hätte die Wirkung verfehlen können. Ein Pressing in der frühesten Phase des Spiels. Beim Fußball ist ein offenes und aggressives Spiel erwünscht. Es steigert die Freude beim Zusehen. Diese Aktion dürfte jedoch die Wähler verschreckt haben, die im guten Glauben an eine saubere und sichere Zukunft ihr Kreuz an dieser Stelle gemacht haben.
12
September
WER SOLL DAS BEZAHLEN, ABER HABEN WIR EINE WAHL?
Der gute alte Keynes hatte recht, können seine Befürworter, die Keynesianer, mit Fug und Recht behaupten. Eine seiner Thesen war, in wirtschaftliche schlechten Zeiten müsse man das Geld, welches in Zeiten mit guter Wirtschaftslage zurückgelegt wurde, ausgeben und wieder der Wirtschaft, also den Unternehmen und damit den Menschen zurückgeben, um den freien Fall derselbigen abzubremsen, die Konjunktur zu beleben und solange zu stützen, bis sie wieder auf eigenen Beinen stehen kann.
Sobald die Rezession überwunden und die Wirtschaft wieder anzieht, muss man natürlich das Kapital wieder zurück holen und beiseite legen, sonst funktioniert das ganze System nur bedingt, oder, wenn kein erspartes Geld zur Verfügung stand, nur so lange, wie die Notenpressen laufen und frisches Geld ausspucken, oder auf Pump Kredite bei jenen holen, die noch Geld haben. Beide Varianten haben gravierende Nachteile. Mehr Geld im Markt bedeutet einen höhere Geldmenge für die gleiche Anzahl von Gütern, es entsteht eine Inflation, die bei einer zu hohen Geldmenge kaum noch zu bremsen ist. Und Kredite müssen irgendwann zurückgezahlt werden. Wird die Schuldensumme zu hoch, fressen einen die Zinsen, der Staat kann seine Gläubiger nicht mehr bedienen und geht irgendwann bankrott. Nicht dass dieses Szenario Deutschland bevorstände, aber wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, der beängstigend ist. Zum Zeitpunkt der Eintragung lag der Stand der Schuldenuhr bei: 1.729.264.905.428 EUR (1729 Milliarden) Ein Atemzug später (etwas 5 Sekunden) wäre schon ein hübscher Mittelklassewagen drin gewesen, mit Sonderausstattung und mit, zwar nicht ökologischer, aber kraftvoller Motorisierung. DAS DILEMMA Die große Koalition hatte keine andere Wahl. Hätte sie weiter an ihrem Sparkurs festgehalten, wäre die deutsche Wirtschaft am Boden, die Steuereinnahmen würden noch stärker einbrechen, als sie es sowieso schon getan haben und die Schuldenuhr würde sich nur umso schneller drehen. Insofern hatte Keynes recht mit seiner Theorie. Der Staat muss mit Maßnahmen der Krise entgegenwirken und Geld ausgeben, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Aber wer soll diesen Schuldenberg wieder abtragen. Der Autor zumindest nicht mehr. Denn so eine Mammutaufgabe (im Politikerjargon) bedarf es einer ganzen Generation. Viel Spaß beim Zahlen, ihr Söhne, Enkel und Urenkel. Mit Glück trifft euch doch noch ein Staatsbankrott oder die Hyperinflation. Drum merket euch. Nur das Ausgeben, was man wirklich in der Tasche hat.
09
September
WAS IST KRIEG und WO LIEGT AFGHANISTAN
Krieg ist, wenn sich zwei oder mehr Parteien aus diversen Gründen, mit Waffen jeglicher Art bekämpfen, mit dem Ziel, Gebäude, Gegenstände und Maschinen zu zerstören oder Menschen (Neudeutsch: human resources = Humankapital) der Gegenpartei(en) kampfunfähig zu machen, oder zu töten.
Das geschieht derzeit in Afghanistan und die Bundeswehr mit ihren Soldaten befindet sich mitten drin. In solch einer Situation würde ich mich als Soldat sehr unwohl fühlen. Vor allen Dingen sind Soldaten nichts anderes als Menschen, die, wenn sie sich nicht auf Auslandseinsatz befinden, am Wochenende mal gerne zu Hause grillen, oder mit ihren Kindern zum Minigolfen gehen, oder einfach die Sportschau ansehen. Nun geschah etwas, dass unvermeidlich war, so kommen musste. In Afghanistan kamen Menschen ums Leben. Zwar hatte kein Deutscher unmittelbar den Abzug betätigt, mittelbar aber doch. Ein deutscher Soldat, ein Oberst hatte eine Krise zu bewältigen und in dieser Krise eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Ruft er seinen “Big Brother” und lässt die beiden Tanklastwagen bombardieren, oder lässt er sie ziehen, in dem Wissen, mit dem Inhalt könnten weitere Anschläge verübt werden. Er rief seinen “Big Brother”. Das Ergebnis ist in allen Zeitungen zu lesen, wird über sämtliche Radiostationen verbreitet und flimmert in allen Wohnzimmern. Manche Zungen sprechen von 125 Toten und nicht ausschließlich Taliban. Der Oberst ist in dieser Situation nicht zu beneiden. Er muss damit Leben, dass auf seinen Befehl hin dutzende Menschen ihr Leben verloren haben. Taliban und höchstwahrscheinlich auch Zivilisten, die sich zufällig in der Nähe befunden haben. Vielleicht waren sie auf dem Weg zum Markt oder zum Schwarzhändler um die Ecke. Während wiederum andere Menschen, genannt Politiker, in etlichen Ländern Stellung beziehen, wird es ihm zu stehen die Folgen zu tragen. Seien es die Folgen, welche die Heeresführung ihn auferlegen, oder die seines eigenen Gewissens. Denn, mit was kann man schon Menschenleben aufwiegen.
01
September
ICH HABE GEWÄHLT
CDU: Wir haben zwar nicht gewonnen, aber behaupten, dass wir verloren hätten kann auch niemand.
SPD: Wir sind die Gewinner der Wahl. Schließlich haben wir uns weniger verschlechtert als die CDU. Und WIR konnten zwar Schwarz-Gelb in den Ländern nicht ganz den Riegel vorschieben, aber doch mit einem krachenden WUMMMS die Türe vor die Nase zu schlagen, die sie nicht so leicht aufstoßen können. Es lebe ROT-ROT-GRÜN. FDP: Wir haben unser klares Ziel verfolgt, den Mittelstand zu stützen. Wir haben wieder mehr als nur ein Wort mitzureden in den Parlamenten und das ist gut so. Denn ohne uns würde Deutschland die reale Mitte verlieren, die für alle da ist, nur nicht jeder hat es bisher verstanden. Linke: Mehr Links ist mehr sozial. Mehr sozial ist mehr Menschlichkeit und ein mehr am Menschlichkeit bedeutet Gerechtigkeit für alle. Die Verfolgung unserer Ziele ist genauso wie wir es uns immer geglaubt vorgestellt zu haben und eigentlich niemand möchte, zumindest von denen die uns nicht mögen, aber das kann an uns vorbei gehen, da Links links ist und nicht rechts wird unser Schmelztiegel aus alten SED-Kadern und moderaten Hardcore-Kommunisten aufblühen und die blühenden Landschaften werden nur so aus dem Boden sprießen. Deswegen GLEICHHEIT FÜR ALLLEEEE. (ein Vermerk auf die ehem. WASG wird bewusst nicht gegeben, da ihr Gewicht nicht mehr mit Lafontaines Fülle aufgewogen werden kann; Anm.d.Red.) GRÜNE: Wir fordern die Reform der Reform, denn in der Wahl ist unsere Basis erstarkt und sowieso sollte das Wort Afghanistan aus dem Duden gestrichen werden. Kein Grüner hätte je dorthin gehen haben wollen sollen mögen, oder wie auch immer. Wir haben sie uns gesetzt, die grünen Meilersteine, ähhh, natürlich Meilensteine. Wir sind ja dagegen, gegen die Meiler, die Atommeiler. Und gegen Endlager natürlich auch, also kippt das Zeug doch einfach nach Afghanistan, dass es sowieso nicht mehr geben wird. Jetzt heißt es nicht mehr 1968, sondern “1984”, es lebe hoch, hoch, hoch. NPD: (Fanfare ertönt) Wir sind wir, weil wir national sind!!! (Fanfare ertönt) Und die anderen sind die anderen und nicht wir!!!! Versteht ihr mich? (Fanfare ertönt - Kopfschütteln bei den Zuhörern) Und ihr versteht mich doch!!!!! (erneut ertönt die Fanfare - erneut Kopfschütteln, trotzdem seichter, schüchterner, fast ängstlicher Applaus) Wollt ihr mich nicht verstäähääään??? (Das Publikum, zwei Arbeitslose Dumpfbacken, zucken mit den Schultern und verlassen unverstanden den kleinen Hinterhofspeiseraum einer abgetakelten Kaschemme) (Aufgrund sinkender Wahlergebnisse und im Hauptteil eingestumpfter und politmüder Protestwähler, war dieses Trauerspiel zu erwarten; Anm.d.Red.) ANDERE: Ihnen eine eigene Stimme zu verleihen würde zwar ihrer kumulierten Gesamtheit als solches gerecht werden, da es aber momentan nicht abzusehen ist, zukünftig auch nur eine dieser Parteien über der 5-Prozent-Hürde zu sehen, möchten wir nicht den knappen Rahmen sprengen und sie wieder in der politischen Bedeutungslosigkeit versenken. Wobei die ein oder andere Partei bestimmt in der Lage wäre, in den Parlamenten das politische Leben in einem bunteren Licht erscheinen zu lassen.
23
August
Der Kern Der Kraft
Die Kernkraftwerke sind sicher, zumindest aus heutiger Sichtweise. So bestätigte Bayerns Umweltminister und Brüsselheimkehrer Söder, mit einem zuversichtlichen Nicken und einem Blick, aus dem Selbstironie hervorquoll und an die Schmerzgrenze zu gehen schien.
(Sendung: Hart aber Fair vom 19.08.2009)
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